Rheuma – Eine Buchvorstellung

Vor kurzem las ich in einem jüngst erschienenen medizinischen Buch folgende Empfehlung: „Essen Sie gesund, machen Sie regelmäßig Sport, achten Sie auf Ihr Gewicht, trinken Sie Alkohol allenfalls in Maßen, hören Sie mit dem Rauchen auf und nehmen Sie (möglichst) am Berufsleben teil. Je besser Ihre allgemeine Verfassung, desto besser auch die Prognose für den Krankheitsverlauf.”

Ein Tipp, der mit Selbstwirksamkeit zu tun hat und nichts anderes heißt als: Neben der Medizin sind es wir selbst, die erheblich zu einer guten Gesundheit beitragen können.

Aber gilt das auch für Menschen mit Rheuma? Denn das besondere an dieser Aussage ist, dass sie in einem Buch, das sich mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen beschäftigt, steht.

Rheumatische Erkrankungen verstehen und in den Griff bekommen

Das Buch: Rheuma – Wissen statt Mythen – rheumatische Erkrankungen verstehen und in den Griff bekommen, ist die gut verständliche Zusammenfassung zahlreicher Informationen zum Thema Rheuma. Geschrieben für Betroffene von Dr. med. Peer Aries, Rheumatologe, Internist, Immunologe und Ernährungsmediziner aus Hamburg.

In seinem Buch räumt Dr. Aries, in leicht verständlicher Form, mit den sich um die Erkrankung rankenden Mythen auf und stellt ihnen Fakten auf Basis der aktuellen Forschung entgegen.

Mythen rund um entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Ein Beispiel habe ich Ihnen eingangs schon genannt: Viele Betroffene mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben die Sorge, Sport könne schaden. Dabei muss es heißen: Schone dich nicht!

Denn Sport und Training wirken sich nachweislich auch bei dieser Diagnose positiv aus. Wer sich regelmäßig gezielt und ausdauernd bewegt, beugt der Verkümmerung ganzer Muskelgruppen vor und verhindert, dass Gelenke steif werden. Zu den gesundheitsförderlichen Aspekten gehört, so Dr. Aries, dass regelmäßige Bewegung das Immunsystem aktiviert und den gesamten Körper stärkt.

Die Angst vor Bewegung und Sport ist also grundsätzlich unbegründet.

Der große Unterschied Arthrose – Arthritis

Im Zusammenhang mit einer rheumatischen Erkrankung wird häufig der Begriff „entzündlich” genannt, ein wesentliches Merkmal des Rheumas.

Trotzdem denken viele bei Schmerzen in den Knien oder anderen Gelenken als erstes an eine rheumatische Erkrankung. Weit häufiger jedoch ist der Auslöser für diese Schmerzen ein Gelenkverschleiß, sprich eine Arthrose bzw. eine degenerative Gelenkveränderung.

Eine entzündlich-rheumatische Erkrankung (wie z. B. die Rheumatoide Arthritis) tritt hingegen wesentlich seltener auf und darf nicht mit einer Arthrose verwechselt werden, da ihre Ursachen gänzlich unterschiedlich sind. Denn in den allermeisten Fällen handelt es sich bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung um eine Autoimmunerkrankung. D. h. das Immunsystem kämpft in diesem Fall gegen den eigenen Körper. Zwar liegt der Ursprung der Entzündung im Immunsystem, diese wird aber mittels weißer Blutkörperchen in ein oder mehrere Gelenke (oder auch in die einzelnen Organe, die auch betroffen sein können) getragen, wo sie sich dann weiterentwickelt und Schmerzen hervorruft.

Diagnose Rheuma

Viele Betroffene, bei denen eine entzündlich-rheumatische Erkrankung festgestellt wurde, sind anfangs verzweifelt. In ihren Köpfen hat sich der Gedanke festgesetzt, man könne dieser Erkrankung nur wenig entgegensetzen, wodurch sie dann mit der Zeit immer schlimmer werde.

Dr. Aries weiß aus seiner langjährigen Praxis, dass es zu den häufigsten Mythen gehört, man könne bei rheumatischen Krankheiten nur die Symptome lindern, während sich die Ursachen gar nicht bekämpfen ließen. Das und die Angst vor starken Medikamenten mit unkalkulierbaren Nebenwirkungen führt dann leider häufig dazu, dass viele zu lange warten, bis sie mit der Behandlung beginnen.

Doch Zeiten ändern sich. Der Mythos außer Schadensbegrenzung ließe sich nichts machen, stimmt schon lange nicht mehr. Mittlerweile stehen eine Vielzahl von Therapien und Therapiekonzepten zur Verfügung, die vor allem dank entzündungshemmender Eigenschaften den Krankheitsverlauf unterbrechen bzw. verlangsamen können. Darüberhinaus ist ein frühzeitiger Therapiebeginn angezeigt. Denn je früher der Krankheit Einhalt geboten wird, desto besser stehen die Chancen darauf, sie in Schach zu halten oder bestenfalls sogar schachmatt zu setzen.

Alternative Behandlungsmethoden

Alternative Behandlungsmethoden, auf Basis von Haus- oder angepriesenen Allheilmitteln, weisen leider selten den Weg in die richtige Richtung. Wären da nicht Kastanien. Ja, Sie haben richtig gelesen, Kastanien. Diese können tatsächlich bei Schmerzen in den Fingergelenken hilfreich sein. Denn was passiert, wenn man sich einige Kastanien *) in die Manteltasche legt und damit beispielsweise während eines Spaziergangs herumspielt? Genau! Die Finger bleiben in Bewegung und Bewegung hilft bekanntermaßen gegen Steifigkeit – einem häufigen Symptom von Gelenkerkrankungen.

Werden Gelenke regelmäßig bewusst bewegt, und das gilt sowohl bei entzündlichen Formen der Rheumaerkrankungen als auch bei Arthrose, gehen Steifigkeit und Schmerzen schneller zurück und führen zu einer besseren Beweglichkeit.

Das Prinzip der nicht-medikamentösen Bewegungstherapien ist so überzeugend, dass sie von verschiedenen Fachgesellschaften ausdrücklich empfohlen werden ¹).

Fazit

Gegen Rheuma lässt sich heutzutage eine Menge machen. Daher ist es von großer Wichtigkeit, mit Vorurteilen und falschen Vorstellungen aufzuräumen und diese einem Faktencheck zu unterziehen.

Dr. Aries ist seit mehr als 20 Jahren in der Versorgung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen tätig. Trotz dieses komplexen Themas gelingt es dem Autor in dem vorliegenden Buch, die Informationen anschaulich und nachvollziehbar zu transportieren. In jedem Kapitel finden sich zahlreiche Tipps und Ratschläge für Betroffene, als auch für ihre Angehörigen, die beim Umgang mit der Erkrankung sehr hilfreich sind.

Das Buch „Rheuma – Wissen statt Mythen – rheumatische Erkrankungen verstehen und in den Griff bekommen” unterstreicht die Bedeutung von fundiertem Wissen über eine Erkrankung, denn dieses gibt Betroffenen Sicherheit und Zuversicht gleichermaßen.


*) oder andere kleine Dinge

¹) Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) (s. Leitlinie Punkt 6.1. und 6.2. der nicht-medikamentösen Interventionen in der multidisziplinären Behandlung)

  • European League Against Rheumatism (EULAR)
  • American College of Rheumatology (ACR)
  • Arthritis Foundation
    plus weitere

Autor: Carina Mallwitz

Redaktion Rückhalt I Der Blog vom Rückenzentrum

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