Wer fit ist, kann das Älterwerden genießen

Der Psychiater und Autor Professor Josef Aldenhoff hat mit 68 Jahren im Rückenzentrum Am Michel ein intensives Muskelaufbauprogramm absolviert. Darüber, wie es dazu kam und warum er sich heute soviel wohler fühlt, berichtet er hier:

Nehmen wir an, Sport machen Sie so ganz moderat nebenher: ab und zu gehen Sie ins Fitness-Studio, legen moderate Gewichte auf, zweimal in der Woche wird gejoggt. Alles im grünen Bereich. Golf spielen Sie just for fun. Aber nach einem Turnier am Wochenende merken Sie einen Schmerz in der linken Schulter. Haben Sie etwas zu verbissen geschwungen? Es wird schon wieder vergehen. 

Es vergeht aber nicht. Eine kleine Diclofenac vor dem ersten Abschlag? Für Ihre Niere keine so gute Idee: Sie können das mal machen, aber gerade bei körperlicher Aktivität, die mit gesteigerter Durchblutung in allen Organen einhergeht, wirkt sich Diclofenac sehr negativ auf die Nierendurchblutung aus. Falls Sie zu Herzrhythmusstörungen neigen, sollten Sie sie übrigens auch meiden. Dass ich neulich am ersten Abschlag auf dem Golfplatz jede Menge gebrauchte Diclofenac-Blister gefunden habe, zeugt also eher von einem problematischen Verhalten.

Die Diagnose:

Das Beispiel mit der Schulter ist mein eigenes, und ich erzähle Ihnen, wie es weiterging: Ich gehe zum Orthopäden, der röntgt, macht ein MRT: Der Acromio-Clavicular-Spalt sei zu klein; er schlägt eine kleine Operation vor, etwas vom Acromion wegzunehmen. Jetzt, zu Beginn der Golfsaison? Kommt nicht in Frage! Ich mache einfach weiter, aber so richtig toll ist es nicht.

Ein halbes Jahr später fällt mir beim Aussteigen aus dem Auto auf, dass ich auf der Außenseite der rechten Hüfte Schmerzen habe. Ohne klaren Anlass. Von selber wird auch das nicht besser; allmählich fällt mir das Treppensteigen schwer; hoch komme ich schon noch, natürlich!, aber es tut einfach weh, ich muss mich auf dem Geländer abstützen.

Die Therapie:

Auf Empfehlung meiner sportlichen Partnerin gehe ich ins Rückenzentrum Am Michel. Ausführliches Gespräch, manuelle Untersuchung, MRT der Lendenwirbelsäule. Mit der Hüfte ist alles in Ordnung, ich habe da zwei kleine Bandscheibenprolapse. Die sollen den Schmerz auslösen? Eher nicht.
Therapeutisch wird Wärme und Physiotherapie verordnet, zweimal pro Woche. Die Physiotherapie fängt mit Massage, Dehnübungen für die Hüftmuskulatur an. Nach der dritten Sitzung kommt der Physiotherapeut zur Sache: zur tiefen Rumpfmuskulatur. Es gibt einen gerätegestützten Test: Ich fühle mich eingespannt, kann an den verschiedenen Geräten nur ganz bestimmte, genau definierte Rumpfbewegungen machen. Das Ergebnis ist – na ja, nicht so dolle: Trotz Fitness-Studio, Sit-ups, Joggen, Golf, Radfahren ist meine tiefe Rumpfmuskulatur, vorsichtig ausgedrückt, schwach.

Ein Trainingsprogramm folgt. Anfangs mit dem Medizinball und auf der Matte. So was habe ich noch nie gemacht. Ich komme mir vor wie ein Walross auf dem Trockenen. Dann geht es mit Geräten weiter und einer Trainerin, die den Finger in die Wunden legt. Bis zur Erschöpfungsgrenze und ein bisschen darüber. Und immer wieder auf die Haltung achten: Wirbelsäule gerade, Brust raus, Schultern zurück, Bauch anspannen.

Der Schmerz ist weg! Warum?

Allmählich entwickle ich eine Wahrnehmung für Haltung und für Muskeln, wo ich vorher nichts wahrgenommen hatte, für meine Rumpfmuskulatur. Ich halte mich anders, beim Stehen, beim Gehen, bei der Küchenarbeit, aber auch beim Golfen. Noch lange bevor wir mit dem Training durch sind, bemerke ich, dass die Hüfte nicht mehr wehtut, obwohl wir mit der doch gar nichts gemacht haben. Und meine guten alten Bekannten, die Schmerzen in der linken Schulter, die ich nur am Rande erwähnt hatte, weil ich nicht schon wieder eine OP-Empfehlung bekommen wollte: weg.

Auf der Rechnung stand als Diagnose etwas mit … Dysbalance.

Wenn Sie Ihre Muskeln nicht trainieren, werden sie weniger!

Ich habe mir das später noch mal erklären lassen: Irgendwann im Verlauf meiner typischen Berufsweise, – viel Sitzen, wenig Bewegung-, hat sich meine Haltemuskulatur immer mehr abgeschwächt. Schon seit langem: wenn Sie Ihre Muskeln nicht trainieren, werden sie weniger, ohne Vorwarnung. Pro Jahr ungefähr ein Prozent. Ein Prozent spüren Sie nicht, aber nach 50 Jahren haben Sie nur noch die Hälfte ihrer ursprünglichen Power.

Ich habe davon überhaupt nichts bemerkt und dachte, ich könne ohne spezifisches Training Golf spielen und vor allem diese grenzwertige Wanderung im Sommer machen. Da ich von diesen Muskeln nichts wusste, blieb mir natürlich auch ihre Abschwächung verborgen. Ich habe versucht, die Abschwächung meiner Haltemuskeln so zu kompensieren, dass ich die Bewegungsmuskeln vermehrt belastet habe. Die sind aber für Haltung nicht gemacht und reagieren auf diese unpassende Belastung mit dem üblichen Überforderungsmuster, sie verkürzen und verspannen sich – und tun weh! Welch ein Glück, dass niemand auf die Idee kam, mir eine Operation der Bandscheibe oder der Hüfte vorzuschlagen, sondern dass ich üben konnte!

Und auch weiter üben muss! Das Training für Kraft, für Ausdauer und für Koordination sollte das Leben begleiten, wie das tägliche Zähneputzen, wie mir der Leiter des Rückenzentrums, Dr. Mallwitz beim Abschlussgespräch sagte. Egal, ob die Sonne scheint, ob es stürmt oder schneit. Also nicht nur im Winter, wenn ich sowieso nicht golfen kann. Beim ersten Hören klang das ziemlich mühsam. Inzwischen fühle ich mich schlicht und ergreifend viel wohler.


Professor Josef Aldenhoff ist Psychiater und Autor des gerade neu erschienenen Buches: „Bin ich schon alt oder wird das wieder?“ Darin  beleuchtet er alle Aspekte des Älterwerdens. Er ist davon überzeugt, dass man sich nicht früh genug mit dem Altern auseinander setzen kann, da darin die große Chance liegt, diesem Lebensabschnitt den Schrecken zu nehmen und durch eine bewusste Lebensführung zu einer hohen Lebensqualität bis ins hohe Alter zu gelangen. Seine im Rückenzentrum Am Michel gemachten Erfahrungen haben den Bewegungsteil seines Buches nachhaltig geprägt.

Autor: Carina Mallwitz

Redaktion Rückhalt I Der Blog vom Rückenzentrum

3 Gedanken zu „Wer fit ist, kann das Älterwerden genießen“

  1. Eine wunderbare Beschreibung dessen, was viele betrifft!
    Ich bin 55 Jahre alt, habe als Jugendliche sehr viel Sport gemacht und jetzt, da die Kinder fast alle groß sind, trainiere ich alle 3 Tage im Fitnessstudio Kraft und Ausdauer. Ich habe nie Übergewicht gehabt – meine Motivation ist : fit bleiben!!
    … was noch zu kurz gekommen ist: Sport, egal welcher, sollte Spaß machen!!

  2. Sehr interessanter Beitrag. Ich bin auch der Meinung, dass man im hohen Alter eine sehr viel bessere Lebensqualität hat, wenn man sich sein Leben lang regelmäßig bewegt hat und seinem Körper Gutes getan hat.
    Liebe Grüße

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