{"id":726,"date":"2016-06-19T21:44:12","date_gmt":"2016-06-19T19:44:12","guid":{"rendered":"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/?p=726"},"modified":"2016-09-14T15:45:50","modified_gmt":"2016-09-14T13:45:50","slug":"faszien-fuer-einen-gesunden-ruecken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.ruecken-zentrum.de\/blog\/2016\/06\/19\/alle\/faszien-fuer-einen-gesunden-ruecken\/","title":{"rendered":"Faszien – Ein faszinierendes Netzwerk voller Energie."},"content":{"rendered":"
Das Fasziensystem hat erst in den letzten Jahren deutlich an Bekanntheit gewonnen. In der Vergangenheit hat sich die Orthop\u00e4die vorwiegend mit Muskeln, Knochen und Gelenken besch\u00e4ftigt – die Rolle der Faszie blieb weitestgehend unbeachtet.<\/p>\n
Die Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr ist schnell gefunden. W\u00e4hrend Muskeln und Knochen auf den ersten Blick ins Auge fallen, pr\u00e4sentiert sich die Faszie deutlich unscheinbarer und schwerer greifbar. Letztendlich handelt es sich um ein spinnennetzartiges System aus feinen, z\u00e4hen, bindegewebigen H\u00e4uten.<\/p>\n
Jeder, der in der K\u00fcche regelm\u00e4\u00dfig Fleisch zubereitet, kennt wahrscheinlich genau diese wei\u00dflich-schimmernden Faserschichten, die das eigentliche St\u00fcck Fleisch umgeben.<\/p>\n
Diese H\u00e4utchen umh\u00fcllen aber nicht nur die Muskulatur (also das St\u00fcck Fleisch in der K\u00fcche), sondern auch alle Organe, Blutgef\u00e4\u00dfe und Nerven. Die Faszie bildet also ein \u00fcberall im K\u00f6rper vorkommendes Netzwerk, das alle Strukturen umgibt und damit auch untereinander verbindet.<\/p>\n
Die aktuelle medizinische Forschung zeigt immer h\u00e4ufiger, dass dieses Fasziennetz auch bei dem Thema R\u00fcckenschmerz von gr\u00f6\u00dferer Bedeutung ist als fr\u00fcher angenommen wurde.<\/p>\n
Diese Zusammenh\u00e4nge m\u00f6chte ich anhand von drei Punkten erkl\u00e4ren.<\/p>\n
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Klassischerweise verbindet man die Krafterzeugung im menschlichen K\u00f6rper vor allem mit der Muskulatur. Beim Vorneigen werden allerdings auch die Faszien (in diesem Fall insbesondere die Lendenfaszie) wie ein elastisches Gummiband vorgespannt. Diese, in der Faszie gespeicherte Energie, entl\u00e4dt sich dann beim Wiederaufrichten und unterst\u00fctzt somit die Muskelarbeit effizient. Forscher haben sogar gezeigt, dass die Aktivit\u00e4t der R\u00fcckenmuskulatur bei endgradigem B\u00fccken fast erlischt – die Faszien \u00fcbernehmen hierbei in dieser Position den Gro\u00dfteil der Arbeit.<\/p>\n
Die elastische R\u00fcckstellkraft der Faszien ist also bei allen Bewegungen (z.B. Anheben einer schweren Kiste) von erheblicher Bedeutung. Ein gesundes und trainiertes Fasziensystem kann somit andere Strukturen wie Muskulatur, Gelenke oder Bandscheiben effektiv unterst\u00fctzen und somit entlasten.<\/p>\n
Das erkl\u00e4rt auch die Problematik des vermeintlich \u201cr\u00fcckenschonenden\u201d Bewegens im traditionellen Verst\u00e4ndnis. Ein bewusst gerade gehaltener R\u00fccken erzeugt keine Vorspannung in der Faszie, somit kann hier auch keine zus\u00e4tzliche Kraft erzeugt werden. In der Folge werden Muskulatur und Gelenke sogar \u00fcberlastet, die eigentlich gut gemeinte Vermeidung des krummen R\u00fcckens erweist sich in diesem Fall also sogar als kontraproduktiv!<\/p>\n
Wie oben beschrieben sind alle Strukturen im K\u00f6rper von Faszien umh\u00fcllt und somit auch miteinander verbunden. Innerhalb dieses Netzwerkes werden Kr\u00e4fte und Spannungen zwischen den K\u00f6rperteilen \u00fcbertragen. In menschlichen Pr\u00e4paraten konnten bestimmte fasziale Verbindungen von der Fu\u00dfsohle bis zum Kopf nachgewiesen werden. Diese Verbindungen sind auch von gro\u00dfer medizinischer Relevanz. Fehlt dem Fasziensystem in einem Bereich Beweglichkeit, so kann sich dadurch interessanter Weise die Spannung in anderen Abschnitten erh\u00f6hen. Daher ist es durchaus sinnvoll sich im Falle eines Stillstandes im Therapieverlauf, auch einmal weiter entfernt liegende Strukturen genauer anzuschauen.<\/p>\n
Zum Beispiel k\u00f6nnte eine St\u00f6rung der Beinfaszie bei einer hartn\u00e4ckigen Bewegungseinschr\u00e4nkung des R\u00fcckens beteiligt sein. Genauso kann eine therapieresistente Fehlhaltung des Kopfes durch eine gest\u00f6rte Faszienfunktion im Oberarmbereich negativ beeinflusst werden.<\/p>\n
In diesem Sinne ist es dann nat\u00fcrlich auch m\u00f6glich, dass sich H\u00fcft- oder Schulterbeschwerden durch eine R\u00fcckenbehandlung verbessern lassen. Generell sollten die Faszienverbindungen in jedem K\u00f6rperabschnitt in optimaler Verfassung sein, um eine harmonische Kraft\u00fcbertragung zu gew\u00e4hrleisten. Ein angestrebter Zustand, der in einigen F\u00e4llen erst durch geeignete Therapiema\u00dfnahmen wieder hergestellt werden muss.<\/p>\n
Faszien sind au\u00dferordentlich stark von Nerven durchzogen. Durch die vielen freien Nervenenden (Schmerzrezeptoren) in diesem Gewebe ist daher die Lendenfaszie ein pr\u00e4destinierter Schmerzerzeuger bei R\u00fcckenschmerzen. Forscher haben zum Beispiel gezeigt, dass eine Reizung der Lendenfaszie eine deutlich st\u00e4rkere und l\u00e4nger anhaltende Schmerzantwort erzeugt als die entsprechende Reizung der R\u00fcckenmuskulatur.<\/p>\n
So kann eine durch Schonung geschw\u00e4chte Lendenfaszie beim Heben schwerer Gegenst\u00e4nde verletzt werden und akute R\u00fcckenschmerzen verursachen. Der Einfluss der Faszie auf die Beschwerden ist oftmals wichtiger als zum Beispiel die Rolle der Bandscheiben \u2013 und da die Faszien sehr gut auf Bewegung und \u201cManuelle Therapie\u201d ansprechen ist das eine gute Nachricht!<\/p>\n
Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang auch nie vergessen, dass die Schmerzentstehung ein \u00e4u\u00dferst komplexer Vorgang ist und noch von vielen weiteren Faktoren beeinflusst wird (siehe auch Blogbeitrag Schmerz<\/a>).<\/p>\n Generell ist jede Art der Bewegung f\u00fcr sich allein schon eine Faszientherapie und daher absolut zu begr\u00fc\u00dfen. Optimalerweise sollten dar\u00fcber hinaus 1-2 mal pro Woche spezifischere \u00dcbungen f\u00fcr die Faszien durchgef\u00fchrt werden.<\/p>\nWas kann ich f\u00fcr meine Faszien tun?<\/h3>\n