R\u00fcckenschmerzen sind weit verbreitet, etwa acht von zehn Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben daran (1). In den meisten F\u00e4llen ist der beste Ratschlag, den Alltag m\u00f6glichst normal weiter zu gestalten.<\/p>\n
Bleiben Sie weiter in Bewegung und machen Sie sich keine gro\u00dfen Sorgen \u2013 denn: In der Regel handelt es sich um einen unspezifischen, unkomplizierten Kreuzschmerz, der in den allermeisten F\u00e4llen innerhalb von wenigen Wochen wieder von allein zur\u00fcckgeht, auch ohne spezielle Therapie.<\/p>\n
Wer sich im World Wide Web zum Thema R\u00fcckenschmerzen umschaut, ist von der schier un\u00fcberschaubaren F\u00fclle an Informationen schnell \u00fcberfordert. Fragt man Dr. Google zeigt die Trefferliste auch viele Informationen, von denen unklar ist, inwieweit sie wissenschaftlich fundiert sind. Oder man st\u00f6\u00dft auf Beitr\u00e4ge, bei denen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, z. B. wenn Produkte, wie Faszienrollen und Co, beworben werden. Zum Gl\u00fcck gibt es aber auch gesicherte, vertrauensw\u00fcrdige Informationen und das ganz bequem aufbereitet \u2013 wir stellen Ihnen hier das R\u00fcckenschmerzportal tala-med.info<\/a> vor.<\/p>\n Das R\u00fcckenschmerzportal tala-med.info<\/em> wurde vom Institut f\u00fcr Evidenz in der Medizin und dem Institut f\u00fcr Allgemeinmedizin der Universit\u00e4t Freiburg entwickelt. Es ist im Rahmen eines Forschungsprojektes namens \u201cGute-Arzt-Patienten-Kommunikation\u201d entstanden. Die Informationen auf der Website beruhen haupts\u00e4chlich auf der Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz (1).<\/p>\n tala-med.info <\/span>dient auch \u00c4rzten\u00a0als Leitfaden und Entscheidungshilfe f\u00fcr eine bestm\u00f6gliche medizinische Versorgung ihrer Patienten. In der Patientenansicht finden sich mehrere interessante Rubriken:<\/p>\n In der Rubrik Mehr Medien<\/em><\/strong> finden Sie ein sehenswertes Video, welches die Anatomie der Wirbels\u00e4ule vorstellt, die Gutartigkeit der allermeisten Kreuzschmerzen erkl\u00e4rt und auch Hinweise gibt, in welchen F\u00e4llen tats\u00e4chlich eine spezifische Ursache vorliegen k\u00f6nnte, die eine weitere Abkl\u00e4rung durch den Arzt erfordert. Auch psychosoziale Belastungen in Familie und Beruf werden als beitragende Faktoren f\u00fcr R\u00fcckenschmerzen thematisiert und sind l\u00e4ngst schon keine Tabuthemen mehr. Der Wert von k\u00f6rperlicher Bewegung und Ablenkung wird betont. Und obendrein gibt es Infografiken, die einen schnellen \u00dcberblick \u00fcber die Inhalte geben. Interessierte finden Materialien zum freien Download, darunter \u00dcbungsbl\u00e4tter, Checklisten zur Vorbereitung f\u00fcr den Arztbesuch oder Infobl\u00e4tter zu den Themen pl\u00f6tzlicher Kreuzschmerz, anhaltender Kreuzschmerz, Stellenwert der Bildgebung etc.<\/p>\n Ferner gibt es einen Link zu Selbsthilfegruppen und einen kostenlosen Podcast zum Anh\u00f6ren \u00fcber das Thema Stress.<\/p>\n Die Rubrik \u00dcbungen und Stressreduktion<\/em><\/strong> h\u00e4lt \u00dcbungsvideos und \u00dcbungsbl\u00e4tter als pdf-Datei zum Download bereit. Dort werden sowohl schmerzlindernde Bewegungen, als auch dynamische \u00dcbungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Koordination und Kraft vorgestellt, ganz nach dem Motto: \u201eBewegung ist die beste Medizin\u201c<\/p>\n Sehr relevant erscheint auch die Rubrik Mehr Mitsprache<\/em><\/strong>. Die Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland zu st\u00e4rken ist ein hochaktuelles Thema und ein konkretes Ziel in der Politik (2). Zweifellos ist eine Therapie nur erfolgversprechend, wenn Sie als Patient in die Lage versetzt werden, sich ad\u00e4quat zu informieren. So k\u00f6nnen Sie den therapeutischen Weg aktiv mitgestalten und Verantwortung f\u00fcr Ihre Gesundheit \u00fcbernehmen, immer auf Augenh\u00f6he mit dem medizinischen Personal. Sie finden Informationen dar\u00fcber, wie Sie belastbare und vertrauensw\u00fcrdige Informationen im Internet finden und worauf Sie achten m\u00fcssen. (Haben die Verfasser der Informationen ein wirtschaftliches Interesse? Wie aktuell sind die Infos?) Unter der Rubrik\u00a0Wichtige Fragen<\/em><\/strong>\u00a0sind essentielle Fragen aufgef\u00fchrt, die Sie Ihrer \u00c4rztin stellen k\u00f6nnen, u. a. auch \u201eWas passiert, wenn ich abwarte?\u201c, weil nicht jede Gesundheitsst\u00f6rung sofort ein medizinisches Vorgehen erfordert.<\/p>\n Obwohl es medizinische Leitlinien zur Diagnostik und Therapie gibt (1), werden sie nicht immer eingehalten. So soll z. B. in den ersten sechs Wochen bei R\u00fcckenschmerzen nach Symptombeginn keine Bildgebung mittels MRT, R\u00f6ntgen oder Computertomografie erfolgen, wenn es keinen Warnhinweis gibt, der eine ernstzunehmende zugrundeliegende Erkrankung vermuten l\u00e4sst (u. a. Krebs in der Vorgeschichte, Verdacht auf Wirbelbruch, massive L\u00e4hmungserscheinungen, Kontrollverlust von Blase und Mastdarm). tala-med.info<\/em> unterst\u00fctzt zum einen \u00c4rzte und \u00c4rztinnen durch Entscheidungsb\u00e4ume in ihrem Alltag effektiv und schnell die wissenschaftlich empfohlene Behandlung f\u00fcr ihren Patienten aufzurufen. Gleichzeitig bef\u00e4higt tala-med.info<\/em> Patienten durch eine bessere Gesundheitskompetenz zu mehr Mitsprache.<\/p>\n Es gibt Hinweise darauf, dass \u00c4rzte von Patienten teilweise unter Druck gesetzt werden, die auf eine fr\u00fche Bildgebung dr\u00e4ngen im Glauben, nur ein Bild k\u00f6nne Licht ins Dunkel ihrer R\u00fcckenschmerzen bringen. Hier ist auch ein Umdenken auf Patientenseite gefragt: In Abwesenheit von Warnhinweisen muss nicht sofort ein Bild gemacht werden. Es verbessert Ihre Prognose bei R\u00fcckenschmerzen nicht und kann mitunter dazu f\u00fchren, dass normale, altersgerechte Ver\u00e4nderungen der Wirbels\u00e4ule in ihrer Relevanz \u00fcberbewertet werden.<\/strong> Denn auch Menschen ohne R\u00fcckenschmerzen k\u00f6nnen Befunde im MRT aufweisen, wie eine Literatur\u00fcbersichtsarbeit aus dem Jahr 2014 eindrucksvoll belegen konnten (3). Zahlreiche Faktoren haben einen Einfluss auf die (R\u00fccken-) Gesundheit: z. B. Stress, Schlaf, psycho-soziale Belastungssituationen \u2026 die Anordnung einer Bildgebung kann zu einer \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Fixierung auf den rein anatomischen Aspekt von R\u00fcckenschmerzen f\u00fchren und eine Schmerzchronifizierung sogar beg\u00fcnstigen (4). Bleiben Sie bei R\u00fcckenschmerzen so gut es geht in Bewegung<\/strong>, machen Sie sich keine \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Sorgen. In den meisten F\u00e4llen ist der R\u00fcckenschmerz ein \u201eunkomplizierter\u201c: mitunter stark, einschr\u00e4nkend, l\u00e4stig, ohne Frage, aber er vergeht auch wieder. Eine zu fr\u00fche Bildgebung kann die Prognose eher in die L\u00e4nge ziehen und die Inanspruchnahme weiterer Gesundheitsleistungen wie Spritzen oder OPs wahrscheinlicher machen (5).<\/p>\n Ist ein Bandscheibenvorfall immer eine spezifische Ursache f\u00fcr Kreuzschmerzen?<\/strong><\/p>\n Eine berechtigte Frage, auf die es aber zwei Antworten gibt: Literatur:<\/u><\/p>\n (1) Bundes\u00e4rztekammer (B\u00c4K), Kassen\u00e4rztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz \u2013 Langfassung, 2. Auflage. Version 1. 2017<\/p>\n Link: https:\/\/www.awmf.org\/leitlinien\/detail\/ll\/nvl-007.html<\/a> [Zugriff am 27.05.2022]<\/p>\n (2) Bundesministerium f\u00fcr Gesundheit: Gesundheitskompetenz<\/p>\n Link: https:\/\/www.bundesgesundheitsministerium.de\/gesundheitskompetenz.html<\/a> [Zugriff am 29.06.2022]<\/p>\n (3) Brinjikji W, Luetmer PH, Comstock B, Bresnahan BW, Chen LE, et al. 2015. Systematic literature review of imaging features of spinal degeneration in asymptomatic populations. AJNR Am J Neuroradiol. 36, 4:811-6<\/p>\n Link: https:\/\/pubmed.ncbi.nlm.nih.gov\/25430861\/<\/a> [Zugriff am 27.05.2022]<\/p>\n (4) Scherer M, Wagner HO, L\u00fchmann D, Dubben HH, Egidi G, et al. Schutz vor \u00dcber- und Unterversorgung \u2013 gemeinsam entscheiden: S2e-Leitlinie<\/p>\nWer oder was ist tala-med.info<\/em>?<\/h5>\n
\nIn diesem Beitrag r\u00fccken wir jedoch die Patientensicht in den Fokus.<\/p>\nWas Ihnen tala-med.info<\/em> bietet:<\/h5>\n
Berichten Sie Ihrem Arzt \u00fcber Ihre Symptome aber auch \u00fcber Ihre Erwartungen, Bef\u00fcrchtungen und Sorgen bez\u00fcglich Ihres Kreuzschmerzes. Spielen auch Stress und mangelnde Entspannungsf\u00e4higkeit eine Rolle? Erw\u00e4hnen Sie auch dies.<\/pre>\n
Warum gibt es tala-med.info<\/em> eigentlich?<\/h5>\n
Bilder zeigen keinen Schmerz<\/h5>\n
\n(Zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen auch das mit Dr. Mallwitz in der GEO WISSEN GESUNDHEIT erschienene Interview:\u00a0GEO WISSEN: Bilder zeigen keinen Schmerz<\/a>.)<\/p>\nWas ist sinnvollerweise bei R\u00fcckenschmerzen zu tun?<\/h5>\n
Exkurs:<\/h5>\n
\nPassen die vom Patienten geschilderten Symptome genau zu den theoretisch erwartbaren Symptomen, die bei einer Kompression einer bestimmten Nervenwurzel durch Bandscheibenmaterial entstehen, dann lautet die Antwort ja.
\nBesteht dieser Zusammenhang jedoch nicht so klar, dann ist die Antwort eher nein.
\nWird z. B. ein Bet\u00e4ubungsmittel an die verd\u00e4chtigte Nervenwurzel gespritzt, ohne dass sich anschlie\u00dfend die Symptomatik des Patienten deutlich verbessert, dann ist es fraglich, ob der Bandscheibenvorfall wirklich f\u00fchrend f\u00fcr die Schmerzen des Betroffenen verantwortlich ist oder ob nicht noch andere Mechanismen eine Rolle spielen.
\nDiskutieren Sie diesen Gedanken bei Bedarf mit ihrem behandelnden Arzt.<\/p>\n
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