{"id":3656,"date":"2021-10-26T11:33:54","date_gmt":"2021-10-26T09:33:54","guid":{"rendered":"https:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/?p=3656"},"modified":"2021-11-09T09:14:33","modified_gmt":"2021-11-09T08:14:33","slug":"waldbaden","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.ruecken-zentrum.de\/blog\/2021\/10\/26\/alle\/waldbaden\/","title":{"rendered":"Wann waren Sie zuletzt Waldbaden?"},"content":{"rendered":"
Schon seit langem wollte ich einen Artikel \u00fcber die positiven Auswirkungen eines Waldspazierganges (Waldbaden) schreiben, stie\u00df aber immer wieder auf stirnrunzelnde Menschen, wenn ich davon erz\u00e4hlte. \u201eNaja, spazieren gehen kann man doch \u00fcberall\u201d, sagten viele, \u201eeine beruhigende Wirkung stellt sich bestimmt auch im Park ein.\u201d<\/p>\n
Eine Studie, bei der Daten aus \u00fcber 20 L\u00e4ndern, inklusive Deutschland, Gro\u00dfbritannien, den USA, Spanien und Japan von mehr als 290 Millionen Menschen ausgewertet wurden, kommt zudem zu der Erkenntnis: Menschen, die in der N\u00e4he von Gr\u00fcnfl\u00e4chen wohnen oder m\u00f6glichst viel Zeit darin verbringen, sind insgesamt ges\u00fcnder (1). Sie<\/p>\n
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Die Vermutung, dass Gr\u00fcnfl\u00e4chen den Menschen guttun, ist nicht neu: Schon vor mehr als 200 Jahren ernannte man Parks zu \u201eLungen\u201d der Stadt und setzte sich f\u00fcr ihren Ausbau und Erhalt ein.<\/pre>\nSagen diese Ergebnisse aber etwas dar\u00fcber aus, wie Natur und Gr\u00fcnfl\u00e4chen unsere Gesundheit f\u00f6rdern \u2013 oder ob es \u00fcberhaupt einen kausalen Zusammenhang gibt? Kann es nicht vielleicht sogar so sein, dass gesundheitsbewusste Menschen h\u00e4ufiger in der N\u00e4he von Gr\u00fcnflachen wohnen? Sie sich durch die benachbarten Parks, W\u00e4lder und Wiesen mehr\u00a0bewegen<\/u><\/strong> und so ihre Gesundheit f\u00f6rdern?<\/p>\n
Selbstverst\u00e4ndlich kann das ein Grund f\u00fcr die vergleichsweise gute Gesundheit dieser Menschen sein.<\/p>\n
Aber taucht man einmal tiefer in das Thema \u201eWald und Gesundheit\u201d ein, so stellt man fest, dass auf diesem Gebiet bereits vielf\u00e4ltig geforscht wurde und die gewonnenen Erkenntnisse sehr beeindruckend sind (2).<\/p>\n
Waldbaden als Therapeutikum<\/h5>\n
Der japanische Forscher Qing Li, Professor f\u00fcr Umweltimmunologie, besch\u00e4ftigt sich damit seit den 1980er Jahren und pr\u00e4gte den Begriff \u201eShinrin-yoku\u201d (Waldbaden) (3). Shinrin-yoku wird in Japan von offiziellen Stellen propagiert, ist als therapeutische Anwendung anerkannt und wird seit Jahren wissenschaftlich untersucht. 2012 wurde an japanischen Universit\u00e4ten sogar ein eigener Forschungszweig f\u00fcr \u201eWaldmedizin\u201c eingerichtet. Dort ist man davon \u00fcberzeugt, dass eine regelm\u00e4\u00dfige \u201eDosis Wald\u201d sowohl unser Wohlbefinden steigert, uns vor stressassoziierten Krankheiten sch\u00fctzt und die mentale Gesundheit erh\u00f6ht. Dar\u00fcber hinaus sorgt sie noch f\u00fcr eine Verbesserung<\/p>\n
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- des Immunsystems (ablesbar an der Erh\u00f6hung sog. Killerzellen)<\/li>\n
- der Regeneration<\/li>\n
- der Heilungsprozesse<\/li>\n
- des Blutdruckes und der Herzfrequenz<\/li>\n
- des Schmerzempfindens.<\/li>\n<\/ul>\n
Und…? Worauf warten Sie noch?<\/h5>\n
In unseren Breiten ist man gegen\u00fcber der medizinischen Wirkung heimischer W\u00e4lder noch einigerma\u00dfen skeptisch. Und auch wenn die japanischen Waldmediziner recht haben sollten, steht ja noch der Beweis aus, dass auch Eichen, Buchen und Birken dieselbe Wirkung haben wie die in Japan verbreiteten Pinien, Zedern und L\u00e4rchen.<\/p>\n
Unbestritten ist jedoch auch bei uns, dass ein Spaziergang im Wald auf jeden Fall guttut. Der typische Waldgeruch, der sich aus Terpenen, den \u00e4therischen \u00d6len, die den B\u00e4umen als Botenstoffe dienen, der feuchten Erde und der vermodernden Vegetation zusammensetzt, ist bei den meisten von uns mit angenehmen Kindheitserinnerungen verbunden und mit der Natur assoziiert. Genau das, so meinen die japanischen Forscher, S\u00fcdkorea und Finnland ziehen \u00fcbrigens nach, ist der Schl\u00fcssel: Wir sp\u00fcren den gesundheitlichen Nutzen mit allen Sinnen, sowie wir einen Wald betreten. Das Mikroklima hat einen Effekt und l\u00e4sst Menschen im gr\u00fcnen Umfeld schneller gesund werden. Der Wald wirkt entschleunigend, die frische, k\u00fchle Luft st\u00e4rkt und vitalisiert.<\/p>\n
Die heilende Wirkung einer gr\u00fcnen Sicht<\/h5>\n
Und nicht nur das! Roger Ulrich, Leiter des interdisziplin\u00e4ren Center for Health Systems and Designs\/ Texas, f\u00fchrt seit Jahren Studien zur Wirkung von Natur auf das psychische und physische Wohlbefinden des Menschen durch. Schon vor 35 Jahren stellte er die heilende Wirkung einer \u201eSicht ins Gr\u00fcne\u201d in einem amerikanischen Krankenhaus fest (4). Diejenigen Patienten, die vom Krankenbett aus ins Gr\u00fcne statt auf eine Mauer blickten, wurden durchschnittlich einen Tag eher entlassen, ben\u00f6tigten weniger Schmerzmittel, hatten weniger Komplikationen und litten psychisch weniger stark. In einer Folgestudie in einem schwedischen Krankenhaus zeigte Roger Ulrich, dass bereits die Bilder an der Wand die Heilung beeinflussen: Schauen Patienten auf ein Naturbild, das ein licht bewaldetes Flussufer zeigt, ben\u00f6tigen sie weniger Medikamente als diejenigen, die \u2028auf abstrakte Malerei blicken oder kein Bild an der Wand h\u00e4ngen haben.<\/p>\n
Warum also dieses Potential ungenutzt lassen?<\/p>\n