Es ist statistisch belegt, dass R\u00fcckenschmerzen meistens schnell r\u00fcckl\u00e4ufig sind und wieder vergehen. Und dass sogar ohne Behandlung!<\/p>\n Trotzdem werden bei einem nicht unerheblichen Anteil der Betroffenen die Beschwerden fortbestehen und individuell<\/u> betrachtet zu eingeschr\u00e4nkter Lebensqualit\u00e4t und Behinderung f\u00fchren. Die Frage, warum die Schmerzen bei so vielen Menschen anhalten, so dass wir heute von einer Epidemie von Kreuzschmerz sprechen, ist nicht abschlie\u00dfend gekl\u00e4rt. Belastung bei der Arbeit, Rauchen, \u00dcbergewicht, zu wenig Bewegung oder Genetik sind m\u00f6gliche Gr\u00fcnde, die sicherlich mit zur weiten Verbreitung von R\u00fcckenschmerzen beitragen.<\/p>\n Ein Punkt, der allerdings nur selten auf dem Radar erscheint, ist die Tatsache, dass wir in den westlichen Industrienationen eine Versorgungsblase (f\u00fcr R\u00fcckenleiden) gebildet haben, die eine massive Fehl- und \u00dcberversorgung darstellt. Es werden zu viele bildgebende Ma\u00dfnahmen verordnet, zu viele passive Behandlungen durchgef\u00fchrt, zu viel krankgeschrieben und viel zu h\u00e4ufig unn\u00f6tig operiert.<\/p>\n Treten z.B. Kreuzschmerzen zum ersten Mal bei einem Menschen auf, dann empfiehlt eine Leitlinie (Link zur Patientenleitlinie R\u00fcckenschmerz, PDF<\/a>) die Untersuchung des Patienten, um ernsthafte Erkrankungen auszuschlie\u00dfen (diese sind im Bereich der Wirbels\u00e4ule sehr selten und stellen lediglich 1% aller F\u00e4lle dar!) oder um eine spezifische Ursache f\u00fcr die Beschwerden, z.B. eine typische Bandscheibenvorfallbedingte Symptomatik, zu erkennen. Das ist harter Tobak \u2013 es existieren Schmerzen, ohne dass es eine klare, eindeutige, handfeste Struktur gibt, die diese Beschwerden begr\u00fcndet!<\/p>\n Wenn wir also R\u00fcckenschmerzen haben, dann ist dies meist unspezifischer Natur, v\u00f6llig harmlos und, auch wenn es sich nicht so anf\u00fchlt, die Symptome werden sich von alleine wieder verfl\u00fcchtigen. Wenn da nicht noch \u2026 \u201ewas ist passiert\u201c \u00a0in der Ausgangsfrage st\u00fcnde!<\/p>\n Es liegt in der Natur des Menschen, dass wir gerne wissen wollen, was mit uns los ist wenn etwas schmerzt. Das ist auch gut so. Hier kommen wir zum entscheidenden Punkt:<\/p>\n Wenn wir einen unspezifischen R\u00fcckenschmerz haben, dann gibt es nicht DIE eine Therapie, bzw. DIE eine Ursache f\u00fcr die Beschwerden. R\u00fcckenschmerzen sind multifaktoriell d.h. es m\u00fcssen mehr Bereiche ber\u00fccksichtigt werden als nur die Bandscheibe, der Muskel oder das Gelenk. Es ist entscheidend, wie es dem Menschen mit den Symptomen \u2013 Angst, Sorge, Panik, Stress, soziale Sicherheit, Arbeitszufriedenheit, …, geht, denn das sind ebenfalls Faktoren, die mit zu einem Schmerzerlebnis (nicht nur im Bereich des R\u00fcckens!) beitragen. Einige dieser Faktoren werden erst ins \u201eLeben gerufen\u201c, wenn ein unschuldiger Patient Opfer einer Maximalversorgung wird und z.B. eine Bildgebung bekommt (z.B. ein MRT), eine Spritze, eine Krankschreibung f\u00fcr die n\u00e4chsten 2 Wochen und die Empfehlung, blo\u00df in den n\u00e4chsten Wochen aufzupassen, um nichts weiter kaputt zu machen. Hieraus resultiert, dass das Schmerzerlebnis getriggert wird und der Schmerz eher erhalten bleibt als bei einer geringeren Versorgung.<\/p>\n … die Schmerzen resultieren aus uns bislang nicht eindeutig bekannten Gr\u00fcnden, aber NICHT weil etwas kaputt ist.<\/em><\/p>\n Ganz im Gegenteil. Der R\u00fccken, der schmerzt und wof\u00fcr es keine klare Ursache gibt (ca. 95% aller R\u00fcckenbeschwerden), darf zwar eine kurze Pause bekommen, aber definitiv nicht lange, denn der R\u00fccken will belastet und bewegt werden<\/strong> und wird sich dann am ehesten schnell erholen. Neben der beschriebenen \u00dcberversorgung soll auch das Thema Fehlversorgung nicht unerw\u00e4hnt bleiben.<\/p>\n In der bereits erw\u00e4hnten Leitlinie (s.o.), die den Versorgern im Gesundheitswesen als Entscheidungsgrundlage dienen soll, steht gl\u00fccklicherweise auch, wie ein R\u00fcckenschmerz, der l\u00e4nger als sechs Wochen besteht, behandelt werden sollte.<\/p>\n Die Empfehlung lautet, (insbesondere dann wenn andere Therapieversuche gescheitert sind!) die Patienten einer modernen, leitlinienkonformen, interdisziplin\u00e4ren, multimodalen Schmerztherapie zuzuf\u00fchren. (Link zu einem fr\u00fcheren Beitrag, der sich mit der multimodalen Therapieform besch\u00e4ftigt.)<\/a> Bei dieser Behandlungsform ziehen alle Disziplinen an einem Strang und die Patienten lernen ihre Schmerzen und die erhaltenen Faktoren zu bew\u00e4ltigen.<\/p>\n Ein klares NEIN! (Man k\u00f6nnte denken, die Leitlinie ist f\u00fcr einen anderen Planeten verfasst worden.)<\/p>\n![\"\"](\"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/wp-content\/uploads\/2020\/03\/image002-2-e1598271147174-300x235.png\")
\nGesellschaftlich betrachtet entstehen hohe Kosten durch die Versorgung des Problems, reduzierte Produktivit\u00e4t am Arbeitsplatz und Kosten durch Arbeitsausfall.<\/p>\n![\"\"](\"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/wp-content\/uploads\/2020\/08\/image005-2-e1598867363362-300x221.png\")
Warum leiden manche Menschen langanhaltend unter R\u00fcckenschmerzen?<\/h5>\n
![\"\"](\"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/wp-content\/uploads\/2020\/08\/iStock-938824850-300x169.jpg\")
<\/p>\nUnd wie verh\u00e4lt man sich \u201erichtig\u201d, wenn der R\u00fccken schmerzt?<\/h5>\n
\nDie freudige Botschaft ist, dass nur ein geringer Teil der Beschwerden tats\u00e4chlich eine spezifische Ursache haben und dass es nahezu bei allen Patienten mit Kreuzschmerzen keine<\/strong> klare Ursache<\/strong> f\u00fcr diese Beschwerden gibt.<\/p>\nWir wollen unbedingt wissen, warum<\/strong> es weh tut! Das hat Folgen.<\/h5>\n
\nBeim unspezifischen Kreuzschmerz sollte uns die freudige Botschaft \u201ees ist nur ein R\u00fcckenschmerz und wird schon wieder\u201c wieder auf Spur bringen; tut es aber nicht, denn wir wollen es genauer wissen!
\nAlso werden bildgebende Verfahren eingesetzt (was h\u00e4ufig nicht notwendig ist!), Spritzen gesetzt, H\u00e4nde auf- und angelegt, waghalsiger Bl\u00f6dsinn erz\u00e4hlt \u201ekein Wunder, dass Sie Schmerzen haben, so krumm wie Sie sind\u201c, \u201ein Ihrem Alter ist das normal\u201c, \u201edas ist der Verschlei\u00df\u201c, \u201ebald sitzen Sie im Rollstuhl\u201c, \u2026. und so weiter.
\nDie meisten Leser haben die eine oder andere Falschaussage sicherlich auch schon von ihrem Arzt, Therapeuten oder in einem Internetbeitrag geh\u00f6rt. Wenn nicht, dann kennt man doch zumindest jemanden, dem schon was Dramatisches zum Thema R\u00fccken erz\u00e4hlt wurde.<\/p>\nIn den meisten F\u00e4llen sind R\u00fcckenschmerzen unspezifisch!\u00a0\r\nDas hei\u00dft: Es gibt keine Hinweise auf eine gef\u00e4hrliche Ursache der Schmerzen, die besondere Ma\u00dfnahmen erfordert.<\/pre>\n
Nicht vergessen \u2013 <\/em><\/h5>\n
Ein R\u00fccken mit unspezifischen Schmerzen mag keinen Stillstand!<\/h5>\n
\nErholen wird sich dieser ebenfalls schneller, wenn gute und konstruktive Informationen an den Patienten vermittelt werden und weniger weitreichende Untersuchungen, sowie nicht Unmengen an Behandlungen appliziert werden. Der R\u00fccken ist eine stabile und belastbare Struktur und ist dies auch, wenn Symptome bestehen, die nicht auf einen strukturellen Schaden zur\u00fcckzuf\u00fchren sind \u2013 und das ist fast immer der Fall.<\/p>\nWas ist nur los \u2013 was ist passiert\u2026 beim R\u00fcckenschmerz in Deutschland?!<\/h5>\n
Noch nie davon geh\u00f6rt?
\nGibt es denn gen\u00fcgend Angebote f\u00fcr die interdisziplin\u00e4re multimodale Schmerztherapie und wird sie regelhaft verordnet?<\/h5>\n![\"\"](\"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/wp-content\/uploads\/2020\/08\/Alltagstraining_281-300x200.jpg\")
Erkundigen Sie sich bitte trotzdem in jedem Fall nach der M\u00f6glichkeit, eine interdisziplin\u00e4re, multimodale Schmerztherapie zu machen, wenn Sie unter anhaltenden Beschwerden leiden. Eine solche Therapie macht Freude (denn Sie sind nicht alleine!), sie macht Sinn (die Wissenschaft belegt das!) und sie macht zu guter Letzt, dass Sie Ihre Beschwerden bew\u00e4ltigen lernen. (Hierzu finden Sie weitere Informationen auf unserer Homepage<\/a>.)<\/p>\nFazit<\/h5>\n