{"id":2509,"date":"2019-03-04T09:45:51","date_gmt":"2019-03-04T08:45:51","guid":{"rendered":"http:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/?p=2509"},"modified":"2021-04-29T15:51:34","modified_gmt":"2021-04-29T13:51:34","slug":"schmerz-eine-psycho-physische-erfahrung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.ruecken-zentrum.de\/blog\/2019\/03\/04\/alle\/schmerz-eine-psycho-physische-erfahrung\/","title":{"rendered":"Schmerz – Ausdruck der Verbindung zwischen K\u00f6rper und psychischem Erleben"},"content":{"rendered":"

Schmerz ist eine zentrale Erfahrung, auf die wir immer reagieren.<\/span>
\nWir fragen nach der Ursache, suchen eine Erkl\u00e4rung und wollen, dass er wieder verschwindet.<\/span><\/p>\n

SCHMERZ IST VON BEGINN AN EINE PSYCHO-PHYSISCHE*\u00a0ERFAHRUNG<\/span><\/h4>\n

Wie wir mit dem Schmerz umgehen, wie wir ihn einsch\u00e4tzen, h\u00e4ngt von unseren bisherigen Erfahrungen, aber auch vom Ausma\u00df an Kontrolle ab, das wir uns zuschreiben.<\/span>
\nSchmerz ist aber immer auch eine emotionale Erfahrung.<\/span>
\nWir haben Angst, sind w\u00fctend oder gereizt, niedergeschlagen oder verzweifelt. Aus Patientensicht sind Verunsicherung, Angst und Verzweiflung, aber auch \u00c4rger und Hilflosigkeit abh\u00e4ngig von der Schmerzintensit\u00e4t.\u00a0Doch meist fehlt ein wechselseitiges Verst\u00e4ndnis f\u00fcr diese gegenseitige Beeinflussung.<\/span>
\nJe mehr Angst wir haben, desto beeintr\u00e4chtigender, aber auch intensiver nehmen wir Schmerzen wahr. Unsere emotionale Reaktion auf den Schmerz ist unmittelbarer Ausdruck davon, wie wir die Ursache des Schmerzes einsch\u00e4tzen, f\u00fcr wie kontrollierbar wir den Schmerz halten und was der Schmerz f\u00fcr uns bedeutet.<\/span><\/p>\n

Akuter Schmerz – chronischer Schmerz<\/span><\/h4>\n

Wenn sich die Schmerzen zeitnah mindern und verschwinden, kehren Kontrollerleben und Vertrauen in den K\u00f6rper wieder zur\u00fcck. Problematisch wird es, wenn der Schmerz nicht innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen abklingt. Hilflosigkeit, Verunsicherung, Frustration, Entt\u00e4uschung und Angst nehmen zu. Es wird f\u00fcr die Betroffenen schwieriger, den Alltag zu bew\u00e4ltigen. Sp\u00e4testens dann greift ein rein somatisches (k\u00f6rperliches) Krankheitskonzept zu kurz und erfordert eine Erweiterung um den biopsychosozialen Kontext (Einflussfaktoren aus dem Umfeld, wie Familie, Arbeit, … ) des Schmerzgeschehens.<\/span><\/p>\n

\u2026Keiner konnte mir bislang sagen, woher die Schmerzen kommen. Das muss doch eine Ursache haben\u2026<\/span> Mein R\u00fccken tut weh, ich hab\u2019s doch nicht im Kopf\u2026<\/span><\/em><\/span><\/p>\n

Das sind typische \u00c4u\u00dferungen von Patienten. Sie verweisen zum einen auf ein bei vielen von uns vorherrschendes Krankheitskonzept eines direkten Zusammenhanges zwischen Ursache und Wirkung, zum anderen aber auch auf eine strenge Trennung in entweder psychisch oder somatisch. Diese Patientensicht muss in der Behandlung Ber\u00fccksichtigung finden, denn die Annahme einer klaren Ursache verbindet der Patient mit der Erwartung, dass diese Ursache behoben werden kann und Schmerzfreiheit das Ziel ist. Selten gibt es jedoch die eine Ursache, vor allem chronische Schmerzen haben viele Einflussfaktoren.<\/span><\/p>\n

Falsche Vorstellungen der Betroffenen<\/span><\/h4>\n

H\u00e4ufig haben Patienten vereinfachte Erkl\u00e4rungskonzepte, z.B.<\/span> I<\/em>ch habe eine falsche Bewegung gemacht<\/span>\u2026<\/em><\/span> Diese Erkl\u00e4rungskonzepte sind mit dem dann entsprechenden Vermeidungsverhalten dieser Bewegung verbunden.<\/span><\/p>\n

Was kurzfristig als schl\u00fcssig und sinnvoll erscheint, tr\u00e4gt \u00fcber das entsprechende Schonverhalten langfristig zur Aufrechterhaltung des Problems bei.<\/strong><\/p>\n

Individuell zu erarbeiten, dass es nicht die eine (!) falsche Bewegung ist, sondern dass die Muskulatur in diesem Moment m\u00f6glicherweise eine Schwachstelle nicht kompensieren konnte und dar\u00fcber hinaus durch vieles Sitzen und wenig Bewegung auch nicht gut trainiert ist, erm\u00f6glicht es, das Schonverhalten infrage zu stellen und den Weg f\u00fcr ein aktives Behandlungskonzept freizumachen. Dies kann zu weiteren Fragen f\u00fchren, etwa zu der, was denn dazu beigetragen\u00a0hat,<\/span>\u00a0dass der Alltag zu wenig Bewegung beinhaltet? Schrittweise wird das Krankheitsmodell um plausible Ausl\u00f6ser\/Ursachen erweitert.<\/span><\/p>\n

\u2026Vor Beginn der Schmerzen war alles in Ordnung, es gab keine Probleme\u2026 Alles soll wieder werden wie vorher\u2026<\/span><\/em><\/span><\/p>\n

Es braucht einen differenzierten Blick, aber auch eine Akzeptanz von m\u00f6glicherweise bereits lange im Vorfeld beginnendem \u00dcberforderungserleben (z.B. Leistungsdruck auf der Arbeit), aber auch \u201ebeiseitegeschobener\u201c Verlusterfahrungen (u.a. Trennung, Todesfall, Umzug). Die Ausweitung des Krankheitskonzeptes um die Arbeitssituation und die private Lebenssituation, innerhalb derer das Schmerzerleben begann und unter deren Bedingungen auch die Genesung geschieht, bietet Patienten und Behandler die Chance, ein vertieftes Verst\u00e4ndnis f\u00fcr das Schmerzgeschehen zu bekommen und M\u00f6glichkeiten einer Ver\u00e4nderung abzuleiten. Die Behandlung ver\u00e4ndert sich dann in Richtung Begleitung und Unterst\u00fctzung zur Selbsthilfe.<\/span><\/p>\n

Belastungsfaktor Arbeitsplatz<\/span><\/h4>\n

Mein Chef kann mich nur brauchen, wenn ich zu 100% funktioniere\u2026<\/span><\/em><\/span><\/p>\n

Schmerzen sind in der Regel mit einer reduzierten k\u00f6rperlichen, oft aber auch mit einer reduzierten mentalen Leistungsf\u00e4higkeit (u. a. geminderter Konzentration) verkn\u00fcpft. Wenn Schmerzfreiheit als Voraussetzung f\u00fcr die R\u00fcckkehr an den Arbeitsplatz gilt, kommt es zu einer Fokussierung auf das Schmerzgeschehen. Gleichzeitig macht die Erwartung, 100% funktionieren zu m\u00fcssen, vielen Patienten Angst, sind sie doch hinsichtlich ihrer Leistungsf\u00e4higkeit je nach L\u00e4nge der Arbeitsunf\u00e4higkeit unsicherer geworden. Ziel der Behandlung ist deshalb die Erfahrung, trotz Schmerz bzw. auch bei Schmerz, leistungsf\u00e4hig und belastbar zu sein.<\/span><\/p>\n

Nicht wenige Patienten haben trotz Schmerzen lange durchgehalten ohne sich krankschreiben zu lassen, aus Sorge um ihren Arbeitsplatz oder um die Kollegen nicht im Stich zu lassen. Zus\u00e4tzlich zum Schmerz kommt dann ausgepr\u00e4gte Ersch\u00f6pfung hinzu.<\/span><\/p>\n

In der psychologischen Behandlung geht es daher insbesondere auch darum, negative Einstellungen und \u00dcberzeugungen zu hinterfragen. Perfektionistische Erwartungen an sich selbst, Sorge um Verlust von Anerkennung, Vergleich mit anderen u. v. m. k\u00f6nnen einen Umgang mit den eigenen Belastungsgrenzen, Selbstf\u00fcrsorge, aber auch den Umgang mit Konfliktsituationen erschweren und damit das Anspannungserleben erh\u00f6hen. Die therapeutische Bearbeitung nachteiliger Denk- und Verhaltensmuster sind deshalb zentrale Ansatzpunkte, um eine gesunde Ressourceneinteilung und damit auch die Weiterf\u00fchrung von Sport und Entspannungstechniken wahrscheinlicher zu machen.<\/span><\/p>\n

Fazit<\/span><\/h4>\n

Schmerzen sind im Akutfall ein Warnsignal f\u00fcr eine m\u00f6glicherweise eintretende oder schon eingetretene Gewebesch\u00e4digung.<\/span>
\nChronische Schmerzen hingegen haben ihre Warnfunktion verloren, durch ihr permanentes Vorhandensein erfordern sie eine Neuorientierung, ein \u201eweiter wie bisher\u201c wird unm\u00f6glich. Voraussetzung f\u00fcr die Neuorientierung ist die Akzeptanz der Schmerzsituation und die Entwicklung von Verhaltensstrategien, die den Fokus auf die eigene Lebensqualit\u00e4t legen. Dann lassen sich die schmerzbedingten Einschr\u00e4nkungen besser kompensieren. Auch die Schmerzbehandlung sollte deshalb das Wechselspiel und die enge Verbindung von K\u00f6rper und Seele ber\u00fccksichtigen. Psychotherapeutische Ma\u00dfnahmen sollten eng verzahnt mit einem rehabilitationsorientierten k\u00f6rperlichen Training im Fall chronischer Schmerzen sein. Bei allen Schmerzen sollten unmittelbare schmerzbezogene \u00c4ngste und Sorgen erfragt werden und in die Behandlung mit einflie\u00dfen.\u00a0<\/span><\/p>\n

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage<\/a>.<\/p>\n

\n

* (Seele und K\u00f6rper betreffend)<\/span><\/p>\n

<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

\u201eMein R\u00fccken tut weh. Ich hab’s doch nicht im Kopf!“ Diesen Ausspruch h\u00f6ren Psychotherapeuten h\u00e4ufig von Patienten mit langanhaltenden R\u00fcckenschmerzen. Doch tragen gerade bei chronischen Schmerzen viele Faktoren zur Erkrankung bei. Dass K\u00f6rper und Seele beim Schmerz untrennbar miteinander verbunden sind, wird in diesem Beitrag sehr anschaulich aufgezeigt. Ebenso erfahren Sie, welche Ma\u00dfnahmen eine Ver\u00e4nderung einleiten. <\/p>\n","protected":false},"author":26,"featured_media":2542,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1,17,12],"tags":[23,52,42,30,7,24],"yoast_head":"\nK\u00f6rper und Psyche - Beim Schmerz untrennbar miteinander verbunden.<\/title>\n<meta name=\"description\" content=\"Chronische Schmerzen erfordern eine Neuorientierung und die Entwicklung von Verhaltensstrategien, die den Fokus auf die eigene Lebensqualit\u00e4t legen.\" \/>\n<meta name=\"robots\" content=\"index, follow, max-snippet:-1, max-image-preview:large, max-video-preview:-1\" \/>\n<link rel=\"canonical\" href=\"https:\/\/ruecken-zentrum.de\/blog\/2019\/03\/04\/alle\/schmerz-eine-psycho-physische-erfahrung\/\" \/>\n<meta property=\"og:locale\" content=\"de_DE\" \/>\n<meta property=\"og:type\" content=\"article\" \/>\n<meta property=\"og:title\" content=\"K\u00f6rper und Psyche - 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